Dienstag, 10. Juni 2008
09.06.2008: Der Renten-Zeit-Konto-Tag
Solch einen Tag könnte man sich eigentlich sparen.

Solch ein Tag ist eigentlich nicht erwähnenswert. Er vergeht, indem ich mehrfach zwischen Internet-Cafe und Wohnung pendele: Mails, Bad putzen, Blog einstellen, Staub fegen, mehr Mails, Bettwäsche abziehen, packen, wieder Mails etc. Zwischendurch ersteigere ich aus Langeweile bei Ebay zwei Star Trek Figuren, bevor mir bewusst wird, dass ich Trottel sie von Spanien aus gar nicht bezahlen kann.

Mit Enrique und seinem Chef fachsimple ich mittags über Fußball und Verkaufsstrategien, ich fachlich, die beiden eher simpel. Bei den Verkaufsstrategien beharren sie auf ihrer Position, hier in Spanien sei das ja anders als in Deutschland. Ein Totschlagargument, dem man nicht widersprechen sollte, wenn man das Image der Deutschen nicht nachhaltig beschädigen will. Meine Fußballprognose zur EM-Gruppe C erweist sich am Nachmittag als goldrichtig. Mein Geheimnis: Ich musste mir nur überlegen, was unsere Agenturmädels getippt hätten.

Weil mir das Wetter in Madrid die letzten Tage zu britisch ist, fliehe ich vor dem Regen und fahre über Nacht wieder nach Calpe. Im Bus sitze ich schlaflos übermüdet, durstig und eingezwängt. Mein schwitzender und leicht schnarchender spanischer Nachbar überschreitet mit seinem Bein in unzulässiger Weise die ungeschriebene Sitzgrenze und sein Knie zeigt keine Berührungsängste. Weil ich nichts Besseres zu tun habe, denke ich über diesen ereignisarmen Tag nach und warum ich so viel Zeit verwendet habe, ohne wirkliche Ergebnisse erzielen zu können. Eigentlich hätte man die vergangenen 24 Stunden auch in fünf Stunden erledigen können.

Wäre es nicht praktisch, analog zur Rentenversicherung ein Lebenszeitkonto zu haben, wo man ungenutzte Zeit für die Zukunft sparen kann, also ein Renten-Zeit-Konto? Es gibt so viele Situationen im Leben, wo etwas mehr Zeit geradezu existenziell sein kann. Mir fallen Examensklausuren ein. Oder wenn der Chef etwas nicht heute oder gleich haben will, sondern S O F O R T! Oder wenn man verliebt ist und glaubt, alles zu können, nur nicht die Zeit anzuhalten.

Wenn ich also meine 19 Stunden heute einzahle, bekomme ich in ein paar Jahren – die Rente ist ja sicher – 4,5 Stunden ausgezahlt, die durch immer hecktischer werdendes Leben, quasi inflationsbereinigt, noch 13 Minuten Wert sind. Na, da spare ich mir doch diesen Tag.

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