Montag, 12. Mai 2008
11.05.2008: Der Rastro-Tag
Nach drei Wochen schaffe ich es endlich, zum berühmten Rastro an der Puerta de Toledo zu laufen. Dieser Flohmarkt ist weitläufiger als unserer am 17. Juni, aber auch dreckiger und ungeordneter, erkennt meine deutsche Seele. Die deutliche Polizeipräsenz erinnert daran, ganz besonders auf seine Wertsachen acht zu geben.

Rastro (Flohmarkt)

Auf dem Rückweg erlebe ich live und umsonst etwas Folklore auf der Plaza Mayor (Kultur). Männer und Frauen in auffälligen Trachten singen sich lautstark über den Platz hinaus, aber leider nicht in mein Herz.

spanische Folklore auf der Plaza Mayor

Jetzt im Trend: zweckgebundene Spenden. Die Penner auf der Gran Via ermöglichen den vorbeischlendernden Gutmenschen die Entscheidung, ob sie für Wein, (mehr) Bier, zum Kiffen, für einen (Alk-)Kater oder aus einem weniger ehrlichen Grund geben wollen. Ich halte es wie der leider verstorbene, hessische Kabarettist Matthias Beltz: „Wenn mer gebbe, gebbe mer gern. Aber mer gebbe nix.“

Bettler auf der Gran Via (zweckgebundene Spenden)

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Sonntag, 11. Mai 2008
10.05.2008: Der Hausmann-Tag
Schlecht geschlafen, spät aufgewacht, aber nichts verpasst. Es regnet mal wieder ununterbrochen. Ich nutze die Gunst der Stunde und wasche einen Haufen Klamotten, die ich dann auf dem Balkon aufhänge. Bei dem Regen kann sich die Nachbarin unter mir wenigstens nicht über die tropfende Wäsche beschweren. „Versuch aus einer Niederlage einen Sieg zu machen.“ Allein, dass ich diesen Ratschlag von Det zu beherzigen versuche, lässt mich optimistischer durch mein Leben gehen.

In der 45 qm großen Wohnung halte ich mich vorwiegend in dem 5 qm Schafzimmer auf. Es ist erstaunlich, wie wenig Platz man wirklich braucht. Ein Bett, ein Stuhl und eine Gitarre reichen aus. Drei Stunden sitze ich an einem Songtext, komme gut voran, bin aber noch nicht restlos zufrieden. Ich muss ihn so schnell wie möglich aufnehmen.

Seit über drei Wochen schreibe ich nun schon kleine Dinge zu meinem Aufenthalt in Spanien und meine ersten Befürchtungen, mir könnten Themen ausgehen, sind bislang nicht wahr geworden. Das ist auch eine Erkenntnis: Jeder Tag bringt etwas Bemerkenswertes, egal wie gleichförmig die Zeit auch zu vergehen scheint.

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09.05.2008: Der Modigliani-Tag
Kritisch weist mich ein aufmerksamer Leser darauf hin, ich solle doch nicht nur vom Kino berichten, sondern mich auch mal der Kultur widmen. Zwar würde ich Kino durchaus unter Kultur einordnen, aber sei’s drum. Also begebe ich mich heute mit Elan in die aktuelle Modigliani-Ausstellung, begutachte die ausgestellten Werke auf den zwei Etagen und berichte gerne, was es zu berichten gibt: nett.

Modigliani-Ausstellung

Also mal ganz ehrlich, ist es bereits eine eigene Ausstellung wert, wenn man ein wesentliches Werk zeigt und ein paar weniger bedeutsame kleine Bei-Werke dazu hängt? Modigliani wäre sicher anderer Meinung als ich. Stattdessen widme ich mich lieber zwei kleinen Chagalls und freue mich über einen wirklich schönen, realistischen Picasso „Harlequin mit Spiegel“. Der ist die Ausstellung dann doch wert.

Mecano war Ende der 80er Jahre DIE spanische Pop-Band (wieder keine Kultur). Ich fand sie prima und habe die meisten CDs. In der Stadt läuft zur Zeit ein Musical (Kultur?), das auf deren Musik basiert (also keine Kultur). Da denke ich, Mensch, das könnte man sich mal ansehen. Bei Kartenpreisen um 70 € vergeht mir ganz schnell wieder die Lust. Stattdessen esse ich eine kalte Tortilla und trinke dazu eine lauwarme Limonade. Zuhause. Mit Mecano-Musik vom Laptop. Auch irgendwie kulturlos.

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Freitag, 9. Mai 2008
08.05.2008: Der Hang-Over-Tag
Nach reichlich Bier schwanke ich um drei Uhr morgens von Chueca nach Hause. Madrid scheint zu dieser Zeit ziemlich Seegang zu haben. Immerhin finde ich nach langer Zeit mal wieder festen Schlaf bis zum Mittag. Das Bier wirkt leider nach; ich fühle mich lädiert und habe Kopfschmerzen. Wie alt muss man eigentlich werden, um zu lernen, wie man vernünftig Alkohol konsumiert?

Es regnet. Es ist kalt. Die Wäsche auf dem Balkon trocknet nicht. Die Klamotten stinken nach Rauch. Die Nachbarn nerven mit ihrer Discomusik.

Abends gelingt es mir, SB mit einem Anruf zu überraschen. Ein paar Minuten ändern den Tag.

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07.05.2008: Der Chueca-Tag
Um meinen IKEA-Gutschein (16.04.) einzulösen, fahre ich wieder in den Süden von Madrid. Auch hier gibt es die bekannten IKEA-Hot-Dogs, aber in der Grundversion billiger: 0,50 €, mit Gurken und gerösteten Zwiebel für 1 €. Aber sie haben nicht diese dänische Sauce zum Ketchup und Senf.

Abends treffe ich Stefanie (deutsch). Und Athena (griechisch). Und Linda (irisch). Und Julia (spanisch!). Und Ricardo und Alfonso. Ich kenne Stefanie, die etwas jünger ist als ich, über ihre Großmutter, die eine nette Nachbarin von mir ist. Es ist ein Fast-Blinddate, weil wir uns vor ca. 10 Jahren nur einmal kurz gesehen haben. Wir trinken ein paar Bierchen, ziehen durch verschiedene Läden in Chueca, der In-Gegend mit horrenden Mieten, und bleiben dann in der „Fabrica de Pan“ (Brotfabrik) hängen. Ihre Freunde sind etwas irritiert, als sie mich grinsend vorstellt: „Das ist der Freund meiner Oma.“

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06.05.2008: Der Straßen-Schlender-Tag
Nach den Datenautobahnen im Internet, die ich heute den halben Tag beschritten habe, schlendere ich noch etwas die Straßen entlang.

Ich sehe in Madrid kaum Fahrräder, und schon gar nicht auf der Straße parkend. Dies mag aus eigentumsrechtlichen Vorsorgemaßnahmen notwendig sein, aber ich finde doch die Abstellplätze heraus. Wo Deutsche frühstücken mögen, da haben Spanier ihre Garage: auf dem Balkon.

Fahrrad-Garagen in Madrid

In der kurzen Calle de Libreros (Buchhändlerstraße) ist drin, was draufsteht. Von der Gran Via abgehend, reiht sich hier eine Buchhandlung neben der anderen auf.

Für die Comicfans finden sich allein in der Calle de la Luna (Mondstraße) drei Comic-Shops. In Madrid gibt es viele kleine solcher Läden mit Bildbänden, die durch Sprechblasen inhaltlich aufgewertet werden. Leider finde ich die jeweilige Auswahl meist zu ähnlich, als dass es für mich interessant wird.

Die Calle de Leganitos (keine Übersetzung gefunden) ist fest in chinesischer Hand. Hier findet man asiatisch geführte Tante-Emma-Läden, diverse Bars, ein Nagelstudio, ein Laden mit Internetzugang (sehr billig, sehr dubios), eine Videothek, Telefonlädchen, ein Eisenwaren-Laden oder auch ein Immobilienbüro bei dem man Apartments in Bejing (Peking) mieten kann. Nachts wird man in dieser Straße gerne aufgefordert, doch mal die Proportionen des weiblichen Bar-Personals unter Zufuhr von alkoholischen Getränken in Augenschein zu nehmen. Abends vermeide ich diese Straße eher, damit die freundlichen Herren vor den Etablissements nicht durch mein „no gracias“ verunsichert werden.

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